Talente entdecken und fördern für die Welt von Morgen: „Leistung macht Schule“-Jahrestagung 2021 auf dem 7. Münsterschen Bildungskongress

Wie muss die Schule der Zukunft aussehen? Auf der Jahrestagung mit rund 1000 Lehrkräften, Forschenden und Verantwortlichen aus der Bildungspolitik entsteht ein konkretes Bild: So können Potenziale entwickelt, Talente entdeckt und Bildung nachhaltig gestaltet werden.

Podium Bildungskongress Münster mit Personen

Kongressgastgeber Professor Christian Fischer (links) und Forschungsverbundkoordinatorin Professorin Gabriele Weigand (rechts) bedanken sich bei den Schulleiterinnen Simona Schmöche (Mitte links) von der Grundschule „J.W. von Goethe" in Eisenhüttenstadt und Kathrin Kösters (Mitte rechts) von der Gesamtschule Münster-Mitte für die Beteiligung an der Eröffnungsveranstaltung.

Michael Kuhlmann/icbfkongress

Unter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Anja Karliczek haben sich rund 1000 Teilnehmende vom 22. bis 25. September über lebendige Schulen ausgetauscht. Über Schulen, die die Potenziale und Talente von Schülerinnen und Schülern so gezielt fördern, dass sie auf die Welt, in der sie leben, vorbereitet sind und sich gesellschaftlich einbringen können.

Die Schulen der Zukunft fördern vernetztes Denken und lassen thematische Tiefe zu

Das Motto „Potenziale entwickeln – Talente entdecken – Bildung nachhaltig gestalten“ lenkte den Blick der Teilnehmenden auf die unmittelbare Zukunft von Schulen. Professor Armin Nassehi (LMU München) fragte in seinem Impulsvortrag: „Was werden wir in Zukunft lernen und wie werden wir lernen?“ Die Antwort findet er in der jungen Generation. Schülerinnen und Schüler seien heute politisiert, vernetzt und dächten global – sie wollen Zukunft gestalten. Darauf müsse Schule reagieren. Er forderte Schulen auf, zu einem vernetzten Denken zu gelangen, weg zu kommen vom separierenden Fächerdenken. Idealerweise bekräftigt Schule Schülerinnen und Schüler in ihrem Tun und unterstützt sie so dabei, als Erwachsene gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Unterricht der Zukunft geht von den Schülerinnen und Schülern aus

Digitale Veranstaltung Bildungskongress 2021

Auf der digitalen „Leistung macht Schule“-Jahrestagung 2021 luden viele Workshops zum Mitmachen ein, um die  Förderung von leistungsstarken Kindern und Jugendlichen voranzubringen

Michael Kuhlmann/icbfkongress

In der anschließenden Podiumsdiskussion setzte sich OECD-Bildungsforscher Professor Andreas Schleicher für eine Abkehr von passiv erlerntem Wissen im Übermaß ein. Vielmehr müsse das Ziel von Unterricht sein, Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und Kindern selbstgewählte thematische „Tiefenbohrungen“ zu ermöglichen. Schülerin und „Fridays for Future-Aktivistin“ Christina Schliesky forderte Schulen auf, aktuelle und drängende Probleme aufzugreifen. Nur so würden Unterrichtsthemen für Kinder und Jugendliche wirklich relevant und dafür setzten sie gerne ihre Kräfte ein.

Die Gesamtschule Münster-Mitte hat sich mit diesen Grundsätzen bereits auf den Weg gemacht: Schulleiterin Kathrin Kösters zeigte in der Diskussion anschaulich auf, wie sie in ihrer Schule fast alle Fächer zur „Projektzeit“ zusammengelegt gelegt hat, in der die Schülerinnen und Schüler eigene Schwerpunkte setzen und damit ihre Potenziale besser entfalten können. Sie ermutigt auch andere Schulen, die vorhandenen Spielräume zu nutzen und sich aus sich selbst heraus zu erneuern.

Lehrkräfte der Zukunft hinterfragen die eigene Haltung und entwickeln sich persönlich weiter

Nach dem Eröffnungstag erfolgte die intensive Arbeitsphase von Lehrkräften und Forschenden aus der Initiative „Leistung macht Schule“. In Tandem-Vorträgen wurden Forschungsfragen aus den 21 Teilprojekten der Initiative aufgegriffen. Professor Wolfgang Hallet (Universität Gießen) und Vanessa Friedberger (Universität Potsdam) beschäftigten sich mit der Rolle von Lehrkräften bei der Begabungsförderung. Ihr Résumé: Begabungsförderung muss schon in der Lehrkräfte-Ausbildung berücksichtigt werden, damit sie in der Praxis überhaupt gelebt werden kann. Aber auch im Beruf stehend müssen Lehrkräfte ihre eigene Haltung immer wieder hinterfragen und sich Themen mit einem forschenden Blick neu erarbeiten, um sie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler angemessen aufbereiten zu können.

Professorin Julia Schwanewedel und Norma Martins (beide Humboldt-Universität Berlin) und ihre Lehrkräfte aus den MINT-Fächern beschäftigten sich in ihrem Workshop mit den Bedingungen für begabungsfördernden Unterricht. Ein wesentliches Werkzeug dafür sind offene Aufgabenstellungen, mit denen Schülerinnen und Schüler verschiedene Lösungswege gehen und dabei kreativ werden können. Auf diese Weise entfalten sie ihre Potenziale besser. In einer praktischen Übung „öffneten“ die Workshop-Teilnehmenden geschlossene Aufgaben, um sie auf ein geeigneteres Niveau für Leistungsstarke zu heben.

Begabungsförderung motiviert und fördert die Talente von morgen

Einen besonderen Motivationsschub für Lehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler gab es im Mentoring-Workshop von Doktorin Kathrin Emmerdinger (Universität Regensburg): Dort wurden Kurzfilme prämiert, die Kinder und Jugendliche über ihre persönlichen Mentoring-Projekte gedreht hatten. Darin werden sie von Lehrkräften oder außerschulischen Mentorinnen und Mentoren in einem Fach ihrer Wahl begleitet, um intensiv in ihre Herzensprojekte eintauchen zu können. Animierte Legofiguren, aufwendige Zeichnungen und kabarettistisch ausgelegte Mentoring-Situationen zeigten eindrucksvoll, wie weit Schülerinnen und Schüler mit einer intensiven Förderung in ihren Interessensgebieten kommen können. Eine ganz hervorragende Motivation für alle Beteiligten!