Bildungsgerechtigkeit für alle! „Leistung macht Schule“ auf dem Bildungskongress in Münster

Potenziale erkennen und Talente richtig fördern: Lehrkräfte und Forschung im Gespräch

Unter dem Titel „Begabungsförderung, Leistungsentwicklung, Bildungsgerechtigkeit – für alle!“ eröffnete Bundesbildungsministerin Anja Karliczek als Schirmherrin den 6. Bildungskongress in Münster. In ihrer Eröffnungsrede zollte sie den Kongressteilnehmenden größte Anerkennung für ihr Engagement für talentierte Kinder und Jugendliche: „Man kann einem jungen Menschen keinen größeren Gefallen tun, als ihm oder ihr zu helfen; die eigenen Stärken zu entdecken. Dabei geht es um nichts weniger, als ihnen die bestmöglichen Chancen auf ein selbsterfülltes Leben zu eröffnen. Unabhängig davon, ob ihre Eltern gut verdienen, oder nicht, ob sie auf dem Land wohnen, oder in der Großstadt, ob sie in Deutschland geboren wurden, oder ihre Regale mit Büchern gefüllt sind – oder ob sie diese Startvorteile eben nicht haben.“

Eröffnungsveranstaltung Münster

Eröffnung des 6. Bildungskongress in Münster. Von links nach rechts: Sybille Benning (Mitglied des Deutschen Bundestages), Prof. Julian Nida-Rümelin (Ludwig-Maximilians-Universität München, Staatsminister a. D.), Anja Karliczek (Bundesministerin für Bildung und Forschung), Prof. Johannes Wessels (Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster), Burkhard Jungkamp (Staatssekretär a. D.), Prof. Christian Fischer (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Prof. Jürgen Baumert (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung), Martin Spiewak (Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“)

Michael Kuhlmann

Vom 19. bis 22. September 2018 kamen an der Westfälischen Wilhelms-Universität mehr als 1.200 Teilnehmende zusammen, davon rund 380 Vertreterinnen und Vertreter der an der ersten Phase der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“ beteiligten Schulen. In Vorträgen, Arbeitssitzungen und Podiumsgesprächen informierten sie sich über aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen im Bereich der Begabungsförderung und Leistungsentwicklung und brachten ihre Erfahrungen aus der Schulpraxis in den wissenschaftlichen Dialog mit ein.

Talentierte Kinder und Jugendliche im Regelunterricht individueller fördern: Mit diesem Ziel vor Augen begann in den 22 Teilprojekten die gemeinsame Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 16 Universitäten mit den beteiligten Schulen. So diskutierten 19 Schulen mit Professor Elmar Souvignier, Leiter der Arbeitseinheit Diagnostik und Evaluation im schulischen Kontext der Westfälischen Wilhelms-Universität, über die effektivsten Strategien zur Leseförderung in der Primarstufe. Im Teilprojekt „Individualisierung durch Mentoring“ zeigte Professor Heidrun Stöger 57 weiterführenden Schulen, welche Chancen die individuelle Begleitung von Schülerinnen und Schülern bietet.

Zur Eröffnung der Veranstaltung diskutierten in einem Podiumsgespräch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, der Philosoph und ehemalige Staatsminister Professor Julian Nida-Rümelin, Professor Christian Fischer, Teilprojektleiter zu selbstreguliertem und forschendem Lernen, unter anderem mit Professor Jürgen Baumert, dem renommierten Bildungsforscher und ehemaligen Direktor des Berliner Max Planck-Instituts für Bildungsforschung. Die Podiumsgäste beleuchteten zunächst den Leistungsbegriff, der der Initiative „Leistung macht Schule“ zugrunde liegt und vertraten einvernehmlich die Auffassung, dass sich Leistung zwar schulbezogen zeigt, aber zugleich die Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Verantwortung einer Schülerin beziehungsweise eines Schülers mit einschließt.

Stimmen zum Bildungskongress

„Der Münstersche Bildungskongress bot neben der Möglichkeit eines intensiven Austausches mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Schulformen und unterschiedlicher Schulsysteme vor allem sehr vielfältige und interessante Impulse aus der Wissenschaft. Besonders erfreulich für mich war die erste Projektsitzung im Kernmodul 2. Hier wurde es so konkret, dass eine praktische Auseinandersetzung mit den Inhalten von ‚Leistung macht Schule‘ nun auch für uns Schulen beginnen kann.“

Annette Streit, Rektorin der Hildegardis-Grundschule Mettendorf

 „In Münster haben wir viel Begeisterung für das Thema Begabungsförderung von Seiten der Schulen und der Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft gespürt. Wir freuen uns nun, gemeinsam mit den Schulen und Lehrkräften, etwas zu bewegen, um unsere leistungsstarken Schülerinnen und Schüler besser in ihrer Entwicklung und beim Lernen zu unterstützen.“

Anne Jurczok, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt 22 „Kooperative Unterrichtsentwicklung durch die Lesson-Study-Methode“ an der Universität Potsdam

 „Beim Münsterschen Bildungskongress war eine positive Atmosphäre zu spüren. Die Organisation der Veranstaltung beförderte den Austausch zwischen allen Beteiligten. Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, mit der Wissenschaft oder Lehrkräften aus anderen Bundesländern ins Gespräch zu kommen. Ich denke, dass sie die kommenden Aufgaben mit hoher Motivation angehen. Unsere Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren äußerten, dass es von Teilprojekt zu Teilprojekt sehr unterschiedlich war, inwieweit der Projektverlauf bereits geplant und organisiert ist. Aus Sicht des LISA ist vor allem der Beginn der Vernetzung der Landesinstitute auf dem Gebiet der Potenzial- und Leistungsförderung hervorzuheben. Bei einem Projekt mit so langer Laufzeit ist es wichtig, länderübergreifende Kooperationen zu schaffen und Synergieeffekte zu nutzen.“

Grit Brandt, Koordinierungs- und Beratungsstelle für Begabtenförderung im Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA)